Wie Coaches Illusionen verkaufen und was wahres Unternehmertum bedeutet
Im Spiegelsaal der zeitgenössischen Geschäftswelt begegnet man einer Karikatur des Unternehmertums. Die Wände sind tapeziert mit selbsternannten Gurus, Coaches und Kongressveranstaltern, die sich wie giftige Pilze vermehren und der Menge das verlockende Versprechen der "finanziellen Freiheit" verkaufen. Es ist eine berauschende Performance, gleichsam humorvoll wie absurd, voller Widersprüche und Inkonsequenzen.
Sie malen ein verführerisches Bild: die Sonne scheint, wir liegen irgendwo auf der Welt am Meer und arbeiten nur eine oder wenige Stunden am Tag. Der Rest ist ein endloser, fauler Urlaub, finanziert durch die magischen Kräfte des Unternehmertums. Könnte es einen schöneren Traum geben? Doch dieser Traum, diese sogenannte "finanzielle Freiheit", ist nichts weiter als eine flüchtige Illusion, ein perfekt vermarkteter Schwindel.
Der Begriff "finanzielle Freiheit" selbst ist ebenso unscharf wie sein Versprechen. Er suggeriert eine Welt ohne finanzielle Sorgen, einen Zustand, in dem Geld scheinbar ohne Aufwand fließt. Aber diese Phrase ist in sich unstimmig. Finanzielle Freiheit setzt voraus, dass wir uns von den Fesseln der Arbeit befreien können, dass wir in der Lage sind, Einkommen zu generieren, ohne aktiv an unserem Geschäft beteiligt zu sein. Doch ist das überhaupt möglich? Und ist es wünschenswert?
Vor allem aber bleibt die Frage offen: Wenn diese Gurus wirklich erfolgreich wären, wenn sie wirklich die Fesseln des Geschäftslebens abgeworfen hätten, warum verbringen sie dann ihre Zeit damit, anderen zu erzählen, wie sie es tun müssen? Sollte ein echter erfolgreicher Unternehmer nicht mit seinem Unternehmen beschäftigt sein, anstatt seine Zeit damit zu verbringen, sich selbst zu vermarkten?
Natürlich, wie konnte ich das nur vergessen? Sie haben es ja alle bereits 'geschafft' und möchten nun großzügigerweise ihr einzigartiges, uneigennütziges Wissen teilen, um jedem ein ebenso prächtiges Leben zu ermöglichen. Na, wenn das mal kein Grund zum Lachen ist…
Die Tatsache, dass sie statt Unternehmer zu sein, sich lieber als "Experten" verkaufen, spricht Bände. Es offenbart den traurigen Widerspruch ihrer eigenen Aussage und illustriert das wahre Gesicht ihrer Absichten. Sie sind keine Unternehmer, sie sind Schausteller, Scharlatane, die mit ihren großen Versprechungen nur ein Produkt verkaufen: sich selbst.
Das wahre Unternehmertum, abseits dieser grotesken Karikatur, ist keine Spiegelhalle der Illusionen, sondern eine Arena des Schaffens. Es handelt von der Hingabe an eine Vision, dem unermüdlichen Streben nach Verbesserung, der Bereitschaft, Risiken einzugehen und Misserfolge zu ertragen. Es ist eine Welt für Macher, nicht für Nachahmer. Echte Unternehmer sind diejenigen, die kreativ sind und ihren eigenen Weg gehen. Sie sind diejenigen, die unkonventionelle Wege gehen, und nicht den ausgetretenen Pfaden folgen.
Diese Welt der wahren Unternehmer steht im direkten Gegensatz zu der Show der Coaches und Kongressveranstalter. Es ist eine Welt, die auf Engagement und harte Arbeit setzt, statt auf hohle Versprechungen und schnelle Gewinne. Es ist eine Welt, in der Erfolg verdient und nicht einfach gekauft wird.
Doch trotz der Widersprüche und Inkonsequenzen in ihren Aussagen, trotz des offensichtlichen Widerspruchs zwischen ihrem Tun und ihrem Predigen, sind diese selbsternannten Gurus erstaunlich erfolgreich. Warum? Weil sie das verkaufen, was die Menschen kaufen wollen: die Illusion, dass Erfolg leicht ist, dass man mit minimalem Aufwand maximalen Gewinn erzielen kann.
Das Tragikomische daran ist, dass sie genau das tun, was sie predigen: Sie arbeiten wenig und verdienen viel. Doch sie verdienen nicht, weil sie erfolgreiche Unternehmer sind, sondern weil sie die Träume der Menschen ausbeuten und ihnen das verkaufen, was sie am meisten begehren: die Illusion der finanziellen Freiheit.
Es ist eine bittere Ironie, dass diejenigen, die am lautesten über finanzielle Freiheit sprechen, oft diejenigen sind, die am wenigsten davon haben. Sie sind gefangen in der Falle ihrer eigenen Illusion, verkauft an die höchstbietenden Träumer, die glauben, dass es einen einfachen Weg zum Erfolg gibt. Doch der einzige Weg zum Erfolg ist der steinige Pfad der harten Arbeit, des unermüdlichen Einsatzes und der unerschütterlichen Entschlossenheit. Es ist kein Spaziergang im Park, sondern eine Expedition durch das unwegsame Gelände des Geschäftslebens. Doch am Ende des Tages, liebe Leser, ist es das, was das Unternehmertum ausmacht: die Reise, nicht das Ziel.